Benevol

Zahlen und Fakten zur Freiwilligenarbeit

Freiwilligenarbeit ist Milliarden wert. Ohne sie würde vieles stillstehen. Die Erkenntnisse der Freiwilligenarbeit in der Schweiz werden unter anderem anhand des Freiwilligen-Monitors oder über Erhebungen des Bundesamts für Statistik erhoben. Der nächste Freiwilligen-Monitor wird im Jahr 2025 erscheinen.

Freiwilliges Engagement in der Schweiz 2020

Am 30. November 2021 veröffentlichte das Bundesamt für Statistik die neusten Zahlen zum freiwilligen Engagement in der Schweiz. Obwohl das Engagement noch immer hoch ist, wurde im formellen Engagement ein besorgniserregender Rückgang von 19,5 auf 15,9% festgestellt. Dabei wäre die Bereitschaft für Freiwilligenarbeit hoch.

 

Das Ausmass der Freiwilligenarbeit in der Schweiz ist beachtlich: Im Jahr 2020 führen rund 1,2 Millionen Personen eine unbezahlte Tätigkeit im Rahmen von Organisationen, Vereinen oder öffentlichen Institutionen aus und 2,3 Millionen übernehmen informelle unbezahlte Tätigkeiten wie Nachbarschaftshilfe, Kinderbetreuung, Dienstleistungen oder Pflege und Betreuung von Verwandten und Bekannten, die nicht im selben Haushalt leben. Die freiwillig aktiven Personen investieren im Durchschnitt 4,1 Stunden pro Woche für dieses Engagement.

 

Die Beteiligung an institutionalisierter Freiwilligenarbeit blieb zwischen 2010 und 2016 konstant bei rund 20% der Bevölkerung, ging aber im Jahr 2020 auf rund 16% zurück.

 

Die institutionalisierte Freiwilligenarbeit in Vereinen und Organisationen war 2020 aufgrund der Covid-19-bedingten Schutzmassnahmen für die Bevölkerung relativ stark eingeschränkt. Dieser Rückgang ist bei allen Altersgruppen zu verzeichnen.

 

Dabei wäre die Bereitschaft, sich in Vereinen oder Organisationen freiwillig zu engagieren, hoch: 16% der Befragten wäre uneingeschränkt bereit dazu, die Hälfte könnte es sich vorstellen und ein Drittel ist an einem solchen Engagement nicht interessiert. Dies bestätigt erneut, dass viele Menschen sich engagieren wollen, aber nicht wissen, wo und wie.

 

Umso wichtiger ist die vermittelnde und beratende Arbeit von den benevol-Fachstellen.

 

Der Freiwilligen-Monitor

Da es im Unterschied zu den meisten Nachbarländern in der Schweiz keine staatliche Freiwilligenstrategie und keine systematische Erforschung der Freiwilligenarbeit gibt, hat die SGG 2002 entschieden, regelmässig den Stand des freiwilligen Engagements in der Schweiz durch eine breit angelegte Befragung zu erheben und so eine fundierte Quelle zu schaffen für die Freiwilligenforschung in der Schweiz. 

Als wissenschaftliches und zugleich praxisbezogenes Instrumentarium zeigt der Freiwilligen-Monitor den Status quo der Bereitschaft zu einem zivilgesellschaftlichen Engagement auf und stellt gleichzeitig einen  Gradmesser des gesellschaftlichen Wandels dar.

 

Über 5000 Personen nahmen am Freiwilligen-Monitor teil. Die Befragten wurden vom Bundesamt für Statistik mittels Zufallsverfahren ausgewählt und repräsentieren die Schweizer Wohnbevölkerung ab 15 Jahren. Die Befragung wurde 2019 durchgeführt.

Die Ergebnisse des Freiwilligen-Monitors 2020 im Überblick:

  • Die Schweizer Bevölkerung ist sehr engagiert: 39 Prozent der Bevölkerung im Alter ab 15 Jahren sind formell freiwillig innerhalb von Vereinen oder Organisationen tätig; 46 Prozent leisten informelle Freiwilligenarbeit.
  • Die Schweiz ist das Land der Vereine. Die hohe Zahl an Freiwilligen in den Vereinen und gemeinnützigen Organisationen erklärt sich auch durch die vielen Mitgliedschaften. Drei Viertel der Schweizer Bevölkerung im Alter ab 15 Jahren sind Mitglied in einem Verein oder einer gemeinnützigen Organisation. 61 Prozent der Bevölkerung machen dort aktiv mit.
  • Die Zahl der Freiwilligen ist in den letzten 20 Jahren konstant geblieben. Es gibt jedoch beträchtliche Unterschiede bei der Art des Engagements und zwischen den Bereichen, in denen man sich engagiert. Während beim Sport, bei den Interessenverbänden und im öffentlichen Dienst eine Abnahme der formellen Freiwilligenarbeit zu beobachten ist, haben die Freiwilligen in Spiel-, Hobby- und Freizeitvereinen, in kulturellen Vereinen sowie in sozialen und karitativen Organisationen zugenommen.
  • Bei der informellen Freiwilligenarbeit handelt es sich oft um Care-Arbeit. Die Personen, die betreut werden, sind zur Hälfte Verwandte oder Bekannte der Helfenden. Informelle Freiwilligenarbeit wird häufiger von Frauen geleistet, und viele Helfende sind pensioniert.
  • Nachbarschaftliche Hilfeleistungen sind weit verbreitet. 72 Prozent der Bevölkerung im Alter ab 15 Jahren erbringen im Laufe eines Jahres nachbarschaftliche Hilfeleistungen wie z.B. Briefkasten leeren, Einkaufen oder Pflanzen giessen. Hilfeleistungen sind in der Stadt ebenso üblich wie auf dem Land.
  • Um das Potenzial der Nicht-Freiwilligen zu nutzen, müssen die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Freiwilligenarbeit gefördert werden, die Engagements sinnvoll erscheinen und die Einsätze flexibel organisiert sein. 40 Prozent der Nicht-Freiwilligen würden sich im Sozial- oder Umwelt-Bereich engagieren, nur 10 Prozent würden in den Bereichen Politik oder Religion wirken.
  • Herausforderung, Verantwortung und abwechslungsreiche Tätigkeiten motivieren mehr als Geld: Wer sich freiwillig in Vereinen und Organisationen engagiertwill mit anderen Menschen etwas unternehmen und bewegen, ihnen helfen, sich dabei weiterentwickeln, die eigenen Kenntnisse und Fähigkeiten erweitern sowie Spass haben.